Eselsgrat Piz Roseg und Biancograt Piz Bernina - zwei Megaklassiker im Engadin. Diese Hochtourentage stehen im Zeichen der berühmt berüchtigten Wetterapps mit den Sünneli, Wölkli und Regentröpfli und den tollen, minutengenauen Niederschlagssäulen. Weiss man diese nicht zu interpretieren, zieht man kaum bei dieser Wetterlage grosse Bergtouren in Erwägung. Als erfahrene Bergführerin finde ich mich logischerweise in diesem Dschungel aus Wahrscheinlichkeiten und Optionen gut zu recht und bin immer sehr dankbar, wenn meine Kunden mir Vertrauen schenken und auch mitkommen, wenn die pralle Sonne auf der Wetterapp gerade fehlt.
Dieser Umstand kommt uns einmal mehr zu Gute. Die sonst sehr überlaufenen Megaklassiker präsentieren sich ohne Menschenansammlungen an Abseilständen ohne Wäscheleinen und ohne Gehetze. Es ist einfach nur schön im mystischen Wechselspiel von Wolken und Sonnenstrahlen unterwegs zu sein
Unser Ausgangspunkt ist die Tschiervahütte im Val Roseg. Es ist Spätsaison und die Tage sind bereits relativ kurz. Im Schein der Stirnlampe steigen wir über die Geröllhalden und Felsbänder des Piz Umur zum Vadret da Tschierva und weiter zum Grateinstieg des Eselsgrat am Piz Roseg.
Mittlerweile ist der Tag angebrochen. Super Kletterei am Eselsgrat.
Ausblick ins Val Roseg. Wunderschöne Morgenstimmung.
Auf dem Verbindungsgrat von der Schneekuppe zum Piz Roseg. Eins Seilschaft mit interessanter Seiltechnik verfolgt uns.
Aussichtsreicher Abstieg von der Schneekuppe zu den Abseilstellen am Eselsgrat.
Am nächsten Tag steht der Biancograt zum Piz Bernina auf dem Programm. Es handelt sich um einen der bekanntesten Aufstiege auf einen 4000er. Wieder im Schein der Stirnlampen verlassen wir nach einem ausgiebigen Frühstück die Tschiervahütte und steigen auf einem gut eingerichteten und mit vielen Reflektoren markierten Pfad in Richtung Fuorcla Prievlusa. Prievlusa ist Romanisch und heisst gefährlich. Gefährlich ist diese Fuorcla in der Tat wegen des Steinschlags und des Blankeises, das viele Bergsteiger unterschätzen. Umso weniger erstaunt es mich, wenn ich weit oben im Hang eine Seilschaft in haarsträubendem Gelände herumeiern sehe. Wenn der Schnee unterhalb der Fuorcla weggeschmolzen ist, benutzt man eigentlich einen tadellos eingerichteten und meist mit Wassereis überzogenen Klettersteig am linken Rand. Offenbar sind wir die einzigen, die dies wissen. Alle Seilschaften, die uns vorher auf dem Zustiegspfad im Laufschritt überholt haben versuchen nun engagiert den riesigen Bergschrund zu überwinden. Wir lassen dies aus und wählen den bequemen und sicheren Weg über den Klettersteig und lassen sämtliche Menschenansammlungen hinter uns liegen.
Morgengrauen auf der Fuorcla Prievlusa.
Das typische Biancograt Bild mit der Haifischflosse in der Bildmitte.
Die Verhältnisse sind bis auf einige kurze Blankeisstellen, die wir mit Eisschrauben absichern ganz gut und wir kommen bestens voran.
Blick vom Piz Alv zum Piz Bernina. Mittlerweile umhüllen Wolken den Gipfel. Die Verhältnisse sind sehr gut, der Fels ist trocken und wir verstauen unsere Steigeisen im Rucksack. Es folgt die schöne Gratkletterei zur Berninascharte und zum Gipfel des Piz Bernina, den wir nach 6 Stunden Aufstieg erreichen.
Nun folgt der kurze aber exponierte Abstieg über die Spalla zur Fuorcla Crast`Agüzza. Viele Seilschaften übernachten hier in der Marco e Rosa Hütte und hängen am nächsten Tag noch die Tour über die drei Gipfel des Piz Palü an. Wir haben keinen weiteren Tag zur Verfügung und steigen deshalb direkt via Fortezza und Persgletscher zur Diavolazza ab.
Spektakuläre Eislandschaft im Wiederaufstieg zur Bellavistaterrasse.
Vergnügtes und kurzweiliges Abklettern und Abseilen an der Fortezza.
Nach einem schweisstreibenden Gegenaufstieg vom Persgletscher zur Diavolezza geniessen wir hinter den grossen Panoramafenstern des Berghauses Kaffee und Kuchen und bestaunen die grosse Runde, die wir soeben gemeistert haben. Mit der Luftseilbahn geht`s danach bequem ins Tal hinunter.
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